Laudatio Gerhard Bernkopf – 2010

Verleihung der „Johann- Evangelist – Fürst – Medaille“ des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege an Herrn Gerhard Bernkopf, 14.3.1946 Ehrenvorsitzender des KV Passau am 23.10.2010,in Ruhstorf

Der Bezirksverband für Gartenbau u. Landespflege Niederbayern möchte dazu beitragen, mit der Verleihung der „Johann – Evangelist – Fürst – Medaille“ das Lebenswerk des großen niederbayerischen Förderers von Gartenkultur, der Landesverschönerung und des Obstbaues zu ehren und sein Andenken zu bewahren.
J.E.F. wirkte zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst als Autor eines bäuerlichen Aufklärungsromanes, später dann als Herausgeber der „Bauernzeitung“, noch später dann der „Allgemeinen deutschen Gartenzeitung“ und des „Obstbaumfreundes“. Letztere sind damit geistige Vorbilder des heutigen, aktuellen „Gartenratgebers“.

Damit aber nicht genug.
Bei Windorf gründete er die „Praktische Gartenbaugesellschaft zu Frauendorf“, der sehr bald über 5000 Mitglieder aus verschiedensten Ländern und sozialen Schichten angehörten. Daneben errichtete er in Frauendorf über Windorf einen riesigen Ökonomiebetrieb, der sich sehr bald zu einem der größten Wirtschaftsfaktoren Ostbayerns entwickelte. Zeitweise waren über 130 Menschen dort in Arbeit. Im Jahr 1841 kultivierte man über 3000 Obstsorten, davon alleine 1429 Apfelsorten. Der Musterbetrieb hat sich bald zu einem Zentrum der Obst- und Gartenkultur in ganz Europa entwickelt.

J.E.F. ist uns mit seinem Lebenswerk ein großes Vorbild. Der BV Niederbayern verleiht deshalb – in Erinnerung an dessen große, visionäre Leistung -an Personen, die in seinem Sinne idealistisch tätig waren, die J.E.F.-Medaille. Wer nun erwartet, eine Darstellung Herrn Gerhard Bernkopf´s praktischer, gärtnerischer Leistungskraft zu erhalten, dem muss entgegengehalten werden, dass dies in seiner Funktion als Vorsitzender, immerhin des 3. – größten Kreisverbandes in Bayern mit rd. 16.000 Mitgliedern nicht seinem ehrenamtlichen Aufgabenrahmen entsprechen konnte.

Dafür wäre er als 1. Bürgermeister des Marktes Windorf, dort also, wo J.E.F. wirkte, als Kreisrat und stv. Landrat, als Fraktionssprecher im Kreistag und Mitglied in verschiedenen Ausschüssen, als Rechtsanwalt, als bayerischer Landesverbandsvorsitzender und stv. Bundesvorsitzender des VDK und schließlich zu guter letzt noch Ehemann und Familienvater von 5 Kindern zeitlich gar nicht mehr in der Lage gewesen. Nein, seine Arbeit war nicht die Weitergabe gartenfachliches Wissen oder gärtnerische Beratungsarbeit.
Seine Verdienste um die Organisation unsere Gartenbauvereine und deren Bemühungen um das Bewahren und Erhalten unserer Gartenkultur liegen vielmehr auf der administrativen Ebene, auf der er es vorzüglich verstand, die Anliegen unserer Vereine und damit seiner Mitglieder an entscheidender Stelle zu Gehör zu bringen. Dass es wichtig ist, Gutes zu tun, wie unsere örtlichen Vereine als selbstgestellte Aufgabe zu leisten bereit sind, versteht sich von selbst. Wichtig aber ist auch, Geleistetes auch an entscheidender Stelle bekannt zu machen, darüber zu berichten und damit die verantwortungsvolle Stellung unserer Gartenbauorganisation zu unterstreichen.

Dies ist G.B. in nachahmenswerter Art und Weise gelungen. Stets war es ihm ein Anliegen, die Interessen der Gartenbauvereine gegenüber den Landräten und im Kreistag mit Nachdruck und erfolgreich zu vertreten.
So war es ihm möglich, als Vertreter des Bayerischen Landkreistages in den Sitzungen der Bayerischen Gartenakademie den „Freizeitgartenbau“ zu vertreten und mitzuhelfen, dessen berechtigte Forderungen und Vorstellungen mit einzubringen. Dem Vorhaben des Kreisverbandes, einen Kreislehrgarten als Bildungsstätte für Erwachsene, vor allem aber auch für die junge Generation zu errichten, war er von Anfang an aktiver Betreiber, insbesondere was die juristische und behördliche Begleitung zu den einzelnen Genehmigungsverfahren anbelangt.

Beim Versuch einiger Politiker, die Kreisfachberatung in ihrer Funktion als „grüne Ratgeber der Bevölkerung“ in den Landkreisen als „freiwillige Leistung“ aus Kostengründen zu streichen, war es G.B. der sich vehement nicht nur für die Beibehaltung, sondern sich darüber hinaus auch dafür einsetzte, unsere Kreisfachberater als „Pflichtaufgabe“ in der Landkreisverordnung zu verankern. Dabei war es ihm selbstverständlich, sich seiner politischen Kontakte, bis zum bay. Ministerpräsidenten hinauf, zu bedienen. Durch die äußerst harmonische Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung des Passauer Kreisverbandes und einer homogenen, solidarischen Verbandsleitung war es ihm möglich, die Wertstellung der Kreisorganisation in der Öffentlichkeit weiter zu festigen.

Um den Kreis letztlich zu schließen und um wieder zum Namensgeber unserer Medaille zu gelangen, ist es Gerhard Bernkopf. gewesen, der in den 90er Jahren als Bürgermeister von Windorf, ein besonderes Schnäppchen einheimste. Vom damaligen Bezirksheimatpfleger Dr. Bleibrunner konnte er eine Sammlung von rd. 25 Bänden von und über J.E.F., dem großen Sohn des Marktes Windorf, erwerben und diese bibliophile Rarität in dessen Archiv einfügen, also jenes Ortes, wo vor über 200 Jahren die Niederbayerische Gartenkultur in die ganze Welt zu strahlen begann.

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